Altenburg und das Kartenspiel
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Gustav Wolf / Gerd Matthes 2008

Altenburger Kartenmacher des 18.Jahrhundert

GUSTAV WOLF

In der Spielkarten- und Skatstadt Altenburg ist der Beruf des Kartenmachers schon immer Gegenstand der Forschung der Spielkartengeschichte und des hier entwickelten Skatspiels gewesen.(c) Gerd Matthes 2008 Dabei sind ältere Untersuchungen von Julius Benndorf (Pseudonym Benno Dirf) im Altenburger Hauskalender  und Kurt Bachmann in den Altenburger Heimatblättern , bis hin zu neusten Forschungen durch Gerd Matthes zu nennen.  Man wird aber auf dem Gebiet der Spielkartengeschichte und Herstellung kaum von einem endgültigen Abschluss ausgehen können. So stieß ich ganz unerwartet, bei der Recherche zu einem anderen Thema, auf bisher unbekannte Altenburger Kartenmacher und deren Umfeld. Dies förderte natürlich meine Neugier zu weiteren Erkenntnissen auf diesem Gebiet und die dabei erzielten Zwischenergebnisse möchte ich hier kurz darlegen. Sie erstrecken sich, des Umfangs wegen, vorerst auf das 18. Jahrhundert. Nachdem im 16. und 17. Jahrhundert in Altenburg die Kartenmacherfamilie Höckendorff ihre Wirkungsstätte hatte, erlangte der Kartenmacher Andreas Knobloch aus Zwickau 1664 vom Altenburger Herzog Friedrich Wilhelm ein Privileg zur Herstellung von Spielkarten in der hiesigen Residenzstadt. Dieser hatte bekanntlich 1655 die Witwe des Zwickauer Kartenmachers Hans Georg Mildtner geheiratet und musste nun, nachdem sein Stiefsohn Johann [Hans] Georg Mildtner d. J. (Müldner) in Zwickau das Privileg seiner Vaters beanspruchte, sich ein neues Bestätigungsfeld und zwar in Altenburg, suchen. Am 7. August 1665 erlangte Knobloch das Altenburger Bürgerrecht. In der alten Altenburger Spielkartensammlung, bis 1945 in der Skatheimat, hatte sich noch ein Spiel von Knobloch aus dem Jahr 1685 befunden. Andreas Knobloch wurde in Pobles (bei Naumburg) geboren und kam als Kartenmachergeselle nach Zwickau und später nach Altenburg. Er hat wohl Altenburg zu einem noch unbekannten Zeitpunkt zu Ende des 17. Jahrhunderts wieder verlassen, da sich keinerlei Sterbeeinträge in den hiesigen Kirchenbüchern finden lassen.

Wenden wir uns nun dem 18. Jahrhundert zu. Am 14.11.1730 berichtet der Kartenmacher Christian Hoffmann (1692/94 -1750) in einem Schreiben an den Herzog das “... wie ich mich hierher gewendet, umb die erlernte Profession eines Cartenmachers zutreiben... daß sich dergleichen Profession hier nicht befinde, wie ich denn zeithero alle die bey hochfürstl. Hofe verlangten Französchen Cartten umb eben den Preiß, dafür sie der Kaufmann giebt, auch in eadem qvalitate et qvantitate geliefert, so daß darüber keine Klage wird gefühet werden....könnte ... mit einen privilegio dargestalt zubegnandigen, daß sowohl die Kauf- und Handelsleute in der hiesigen Stadt als auch dero hiesigen Fürstenthum solche bey mir nehmen müßen und ich auch selber an die privat Leute solche einzeln verkauffen dürfe ...”. Dieses Kartenmacherprivileg bekam er von Herzog Friedrich II von Sachsen- Gotha und Altenburg mit Wirkung vom 27.2.1731 erteilt, “... mit dem Verboths Recht wieder mehrer Kartenmacher in hiseigen Fürstenthum, ... iedoch daß denen Crahmern der Einkauf und Vertrieb auswärtig gefertigter Karthen, nach wie vor frey bleibe...”. Da die oben erwähnte “dergleichen Profession hier nicht befindet”, ist davon auszugehen, dass im fraglichen Jahr zumindest kein Kartenmacher in Altenburg ansässig war. (c) Gerd Matthes 2008 Christian Hoffmann hatte bereits ein bewegtes Arbeitsleben hinter sich, er kam ursprünglich aus Dresden und hatte am 3.6.1724 ein Privileg von Markgraf Georg Wilhelm von Brandenburg -Preußen “... in hiesigen von unßens angelegten Stadt St. George am See eine Karthen Manfactur an zurichten... für alle Sorten es seyend teuzsche oder Franz Karthen...” ausgestellt bekommen. In dieser “neuen” Stadt St. Georgen am See, heute ein Stadtteil von Bayreuth, war sein Wirken nicht von langer Dauer. Dieser Aufenthalt ist wohl auch dafür verantwortlich, dass Hoffmann in den bisherigen Akten den Herkunftsvermerkt “aus dem Bayreuthischen” erhielt. In der gleichen Stadtratsakte hat sich ein Original- Reisepass für Christian Hoffmann erhalten. Dieser ist vom Rat der Stadt Dresden am 27.3.1728 für den Zielort Leipzig ausgestellt. Darin wird u.a. mitgeteilt, das der Inhaber frei von Krankheiten sei und sein Aussehen wird wie folgt beschrieben: mittlere Statur, Alter 34, Haarfarbe schwarz-braun mit Perücke und  Kleidung weißgrau (?). Des weitern erfahren wir, das er allhier (in Dresden) 13 Jahre in “Condition” sich befunden habe. In Altenburg fand er zunächst sein Unterkommen als Hausgenosse in der Amtsvorstadt Unter-Pauritz. In der Amtsspezifikation von 1733 sind seine Angaben zur Person: 40 Jahre, 1 Weib, keine Kinder, kein Vermögen, Kartenmacher. Es ist anzunehmen dass er schon mit seiner Frau Sibylle Magdalena (1706-1762) nach Altenburg kam. Diese erste Wohnung in Unter-Pauritz konnte ich leider auf Grund der unklaren Zuordnung in der Amtsspezifikation nicht mit einer heutigen Hausnummer in Übereinstimmung bringen. Es war wahrscheinlich der Bereich oberhalb des Goldenen Löwen (BK 1126) bis zur Glockengasse. Bereits am 25.06.1742 hatte Christian Hoffmann in Ober-Pauritz von dem über 69 jährigen Tagelöhner Baltasar Kretzschmar dessen “Hauß, Garthen und Gemeinde Plahn” für 50 Gulden erworben und wird damit belehnt. Es handelt sich um ein Grundstück auf der sog. Kehrichts Grube (BK 1029), später Gartenstraße 2. Aus der Zeit des 18. Jahrhunderts sind dort keine Baulichkeiten erhalten geblieben, die heutige Bebauung ist erst nach 1870 entstanden, wie ein altes Foto uns bestätigt. Christian Hoffmann hatte ein Jahr zuvor in unmittelbarer Nähe auf der Kehrichts Grube ein “Häußgen” von den Kindern der verstorbenen Witwe Elisabeth Kießhauer, ebenfalls für 50 Gulden erworben. Dieses erste Anwesen auf Deutsch -Ordenshaus Flur veräußerte er zugleich wieder an den Amts Renth Verwalther Lots, wobei er zunächst noch den Kießhauerischen Kindern 30 Gulden schuldig blieb, die er aber mit dem erneuten Hauskauf verrechnete. Bei diesem ersten Kaufvertrag vom 10.09.1741 wird er sogar als “Meister Christian Hoffmann” genannt. Am 22.01.1750 stirbt “Christian Hoffmann, der Kartenmacher vor dem Pauritzer Thor im Alter von 58 Jahren”, wie es im Kirchenbuch vermerkt wurde. Er hat wohl keine Kinder hinterlassen. Seine Witwe Sibylle Magdalena, laut Testament vom 15.01.1750 Erbin, verschenkt am 31.07.1751 das Haus mit Garten an ihren Vormund den Uhrmacher Johann Adolph Zetzschky gegen Auszugsbedingungen. Da aber der Uhrmacher Zetzschky noch vor ihr verstirbt, erbt sie das Haus am 18.05.1762 erneut.  Die Witwe Sibylle Magdalena Hoffmannin verstarb noch im gleichen Jahr und wurde am 04.11.1762 begraben. Ihr neuer Vormund der Tuchmacher Johann Gottfried Röger verkauft nun das ererbte Hoffmannsche Haus mit Garten am 13.01.1763 für 150 Gulden an Gottfried Häßelbarth. In diesen Verträgen  wird der Standort des Anwesens auf der Kehrichtsgrube nun auch als “Glockenberg” bezeichnet.

Etwa mit der Einführung der Spielkartensteuer am 20.07.1752 durch Herzog Friedrich III von Sachsen-Gotha und Altenburg ist bekanntlich der Kartenmacher Gottfried Heinrich Pfeiffer (1713 -1761) in Altenburg nachweisbar. Die damalige herzogliche Regierung war bemüht, wieder einen Kartenmacher in Altenburg anzusiedeln und Pfeiffer bekommt dadurch ein Vorschuss (Darlehen) zur Anschaffung von Werkzeuge und Materialien. “Der Vorschuß bey den Charten Macher Gottfried Heinrich Pfeifer soll bestehen in 10 Th. zu Forme zu Piqiet Charten. (c) Gerd Matthes 2008 10 Th. zu Scheeren, 7 Th. zu einer Preße, 6 Th. zu allerhand Werkzeug. Gesamt 33 Th. dazu werden 4 Wochen dieses anzuschaffen erfordert, nach  diesen könnte er in 14 Tagen 12 Dutzend, das Dutzend a 12 gr. verfertigen. ...Altenburg, den 21.10.1752” Im März hatte er noch eine Reihe von Probestücken vorlegen müssen: “derselbe zwar eingestanden, wie sein zeitheriger Vertrieb nach denen hierbey angefügten Proben  größtentheils in geringen und schlechten Sorten bestanden und er aus Mangel des Verlags zu Anschafung feinern Papiers und des benöthigten  Handwerks Geräths sich nicht auf fertigung guter Charten noch nicht einlassen können, ...” Pfeifer war bereits 12 Jahre in Leipzig tätig  gewesen und kam mit Frau und Familie nach Altenburg. Mit seiner Tätigkeit begann eine Reihe von Kartenmachern der Familie Pfeifer in der  zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Altenburg. Gottfried Heinrich Pfeiffer hatte als Amtsvorstadt- “Inwohner” kein Altenburger  Bürgerrecht, arbeitete und wohnte als Hausgenosse “vorm Pauritzer Thor”. Der erste sichere Nachweis seiner Ankunft in unserer Stadt war  die Geburt seiner jüngsten Tochter Marie Dorothea am 03.12.1751, die 3 Monate später wieder verstarb. Das lässt die Verlegung seines  Wohnsitzes nach Altenburg auf das Jahr 1751 vermuten. Als letzter Wohnsitz in Ober-Pauritz war seit dem 27.02.1760 beim Fürstl. Sächs.  Comiß. -Rath Johann Heinrich Rother in der Pauritzer Gasse 59 (BK 1026) als Hausgenosse (Untermieter) nachweisbar. Bereits ein Jahr  später starb Gottfried Heinrich Pfeiffer “ein Cartenmacher alhier auf der Paritzergaße” mit 47 Jahren und 10 Monaten und wurde am (c) Gerd Matthes 2008 25.04.1761 beerdigt. Seine Witwe Rebecca Magdalena Pfeifferin (1716 -1799) wohnte nun seit dem 24.02.1762 bei ihrem neuen Verlobten, dem Kartenmacher Johann Gottfried Oehlschleger (1722 -1785) als Hausgenossin in der Neustadt 6 (BK 139). Oehlschleger hatte am 29.01.1762 das Altenburger Bürgerrecht erworben  und am gleichen Tag von dem Erben des verstorbenen Sergeanten Johann Kuschmann das Haus Neustadt 6 für 200 Gulden gekauft. Am 05.05.1762 erscheint die Witwe Rebecca Magdalena Pfeiferin mit ihrem Verlobten Johann Gottfried Oehlschleger (auch Oelschläger, Oelschlägel) vor dem Rat der Stadt Altenburg und lässt für ihren Sohn Christian Gottlieb das väterliche Erbteil von 30 Gulden gerichtlich festlegen und dabei wird auch das Haus Neustadt 6 als Unterpfand vermerkt. In der Altenburger Bartholomäikirche war dann am 25.05.1762 die Hochzeit der beiden, Johann Gottfried Oelschlägel mit Rebecca Magdalena, Gottfried Heinrich Pfeifer weil. Einwohner alhier hinterlassene Witwe. Offen bleibt vorerst noch, woher Oehlschleger stammte? Später erwarb der einzige Sohn Christian Gottlieb Pfeifer (1746 -1804), ebenfalls Kartenmacher, am 06.02.1784 das Nachbarhaus Neustadt 5 (BK 138) mit Garten für 300 Gulden von Johann Peter Möller, einem “der Buchdruckerei befließener”. Mit dem Hauskauf verbunden war auch der Erwerb des Altenburger  Bürgerrechtes. Sein Stiefvater Johann Gottfried Ölschlägel verstarb ein Jahr darauf im Alter von 63 Jahren und wurde am 14.10.1785 begraben. Rebecca Magdalena, nun zweifache Witwe “ ...nach dem ihr Ehemann Joh. Gottfried Oelschläger, weil. B. u. Kartenmacher alhier, vor einiger Zeit verstorben ... sub hod. publicirten Testamente zur universal Erbin seine gesamten Verlaßenschaft eingesetzt...” wurde bereits am  17.10.1785  vom Stadtrat mit dem Haus in der Neustadt 6 belehnt.  Ihr einziger Sohn, der Kartenmacher Christian Gottlieb Pfeifer, heiratet am 04.11.1798 in der Brüderkirche die älteste Tochter des Mauergesellen Melchior Bär, Johanne Christina aus Altenburg. Die Mutter Rebecca Magdalena starb im Alter von 83 Jahren am 11.03.1799 und wenige Wochen später 05.04.1799 wird Pfeifer als alleiniger Universalerbe mit dem Haus Neustadt 6 belehnt. Er konnte somit beide Grundstücke in seiner Hand vereinigen. Aus seiner Ehe mit Johanna Christina Bär sind wohl keine Kinder hervorgegangen und sie war nur von kurzer Dauer. Am 19.11.1804 verstarb bereits Christian Gottlieb Pfeifer im Alter von 58 Jahren. Seine Witwe Johanna Christiane Pfeiferin, Inhaberin der beiden Häuser in der Neustadt, heiratete schon am 25.11.1805 den Bürger, Huf- und Waffenschmied aus Altenburg, Meister Friedrich Ernst Müller. Da der Hufschmied Müller in der Hillgasse (BK 364) wohnte, veräußert man am 26.06.1806 das erste Haus Neustadt 5 (BK 138) an den Kutscher Johann Christian Müller für 520 Gulden. Dieser hatte es wenig später am 04.10.1806 für 550 Gulden an Johann Gottfried Langen weiter verkauft. Das zweite Haus Neustadt 6 (BK 139) ging ebenfalls am 26.06.1806 an einem neuen Eigentümer, den Hochadel. Lindenauischer Kutscher Johann Gottfried Leih, für 525 Gulden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es in Altenburg nach Pfeifer und Oelschläger mit Johann Adam Koch (1723 -1810) einen weiteren Kartenmacher, letzterer stammte ursprünglich aus Hirschberg an der Saale. Koch hatte bisher 10 Jahre (1745 -1755) bei dem erfolgreichen Kartenmacher Heinrich Christian Körster in Leipzig als Geselle gearbeitet. Körster, auch Kirst genannt, stammte ebenfalls aus Hirschberg. Johann Adam Koch erwarb am 12.09.1755 das Altenburger Bürgerrecht und wird als Kartenmacher und Schneidergeselle geführt. Er wohnte zu Anfangs seit dem 15.01.1756 als Hausgenosse beim Schuster Tobias Jahnicke im Weibermarkt 2 (BK 100) und handelte vorübergehend mit Obst und sog. “grüner Waare”, sowie seit dem 06.10.1756 beim Tischler Christian Friedrich Reichel in der Neustadt 17 (BK 121). Er war der einzige Sohn des gleichnamigen Schneidermeisters aus Hirschberg, Johann Adam Koch, und heiratete am 19.08.1755 in der Altenburger Bartholomäikirche Maria Dorothea (1723 -1783), die Tochter des verstorbenen Amtsboten aus Borna, Gottfried Schubart. Auch hier sind keine Kinder ermittelbar. Bemerkenswert ist, das Koch am 04.05.1761 das Haus von Susanna Dorothea Bereytherin in der Neustadt (BK 131) für 525 Gulden erwirbt, welches genau gegenüber der beiden Pfeifer- und Oelschlägerischen Häuser lag, und zwar an der heutigen Ecke Neustadt/Bernhardstraße (Haeckelstraße). Ob das nur ein Zufall war? Oder gab es vielleicht wirtschaftliche und geschäftliche Beziehungen, die heute nicht mehr sichtbar sind. Johann Adam Koch hatte zumindest als erster sein Haus dort erworben, erst ein Jahr später kommt Oelschläger hinzu und heiratet kurz darauf die damalige Witwe Pfeifer aus Ober-Pauritz. Wie dem auch sei, Johann Adam Koch verehelichte sich nach dem Ableben seiner Frau zum zweiten Mal, am 14.10.1783 in der Bartholomäikirche. Er heiratete die jüngste Tochter des Luckaer Zeugmachermeisters Christian Taubert, Johanna Maria. Bei dieser Vermählung wird Koch als “Cattun und Leinwandglätter” genannt. Es wäre möglich, dass er sich von der Spielkartenherstellung zurückgezogen hatte? Am 22.03.1810 starb Johann Adam Koch im Alter von 86 Jahren. Noch am Todestag wird die Witwe Johanna Maria Kochin mit dem Haus Neustadt (BK 131) als seine eingesetzte Universalerbin belehnt. Sie verkauft schließlich das Haus am 16.10.1810 an den Bürger und Meubleur Johann Gottfried Langen aus Altenburg.

Ein weiterer Kartenmacher in Altenburg Namens Pfeifer, zuletzt bis 1792 in Leipzig nachweisbar, war Johann Friedrich Pfeifer (1765 -1835). Dieser wird hier näher fassbar bei seiner Hochzeit am 03.07.1799 in der Brüderkirche. Dort ehelichte der dritte Sohn des verstorbenen Bürgers und Inwohner zu Leipzig, Johann Karl Friedrich Pfeifer die Tochter Johanna Rosina, des ebenfalls schon verstorbenen Kammsetzers Johann Friedrich Fleck aus Altenburg. Bereits am 07.05.1799 erhielt Johann Friedrich Pfeifer das Altenburger Bürgerrecht, was auf eine Aufnahme eines Handwerks in der Stadt zwingend schließen lässt, da er keine Immobilie erwirbt. Bereits 1800 und 1803 kommt Pfeifer in Verdacht, da er nur geringe Mengen an Spielen zum Abstempeln einreicht, ungestempelte Kartenspiele oder welche mit nachgemachten Abstempelungen zu verkaufen: “... dem starken Verdacht eines nachgemachten Stempels deßen sich Pfeifer bedienen muß... Gleichwohl dürfte Pfeifer, wenn es deshalb fernerhin auf sich beruhen sollte, ... immer weiter zum Nachteil der Stempel Caße und selbst des zweiten Charten Fabricanten Oelschlägel, der seine Charten in beträchtlichen Quantitaeten ganz ordentlich zum Stempeln einreichet und mit Pfeifer auf diese Weise nicht gleichen Preis beym Verkauf halten kann fortsetzen. ... Altenburg den 6.10.1803”. Bei dem dabei erwähnten “zweiten Charten Fabricanten Oelschlägel” (c) Gerd Matthes 2008 kann es sich nur um die Produkte von Christian Gottlieb Pfeifer handeln, der wahrscheinlich die Fabrikation seiner Mutter Rebecca Magdalena (bis 1799) unter dem Namen “Oelschlägel” nun der Einfachheit halber und zur  Unterscheidung von den Karten seines neuen Mitbewerbers Pfeifer, unter dem alten Namen weiterführt. 1803 wurde  Johann Friedrich Pfeifer und seine Frau in Haft genommen und bei einer Hausdurchsuchung findet man 27 Stück  verdächtiger Spiele und schließlich gibt er zu, einen selbst gemachten Steuerstempel zu benutzen. “...gegen das  Pfeiferische Eheweib Johannen Rosinen ergab sich kein gegründeter Verdacht, weshalb dieselbe der Haft nach  abgeleisteter eidlichen Caution entlaßen wurde....daß des Kartenmacher Pfeifers Vermögensumstände von der  Beschafenheit sind, daß an eine Geldstrafe, ... nicht zu denken [ist] ...Altenburg, am 15.11.1803”. Pfeifer wird zu einem  Jahr Zuchthaus verurteilt und bei seiner Rückzahlung der Steuerschuld bzw. der Verfahrenskosten hat er 1808 immer  noch eine Restschuld von 5 Thalern. Johann Friedrich Pfeifer wird weiterhin in den Jahren 1816 und 1831 auffällig  wegen des Vertriebs von Spielkarten mit selbst gemachten Steuerstempel, besonders in den Gasthäusern auf den  Landgemeinden tauchen diese Kartenspiele immer wieder auf. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit kommt er um eine  weitere Zuchthausstrafe herum, bleibt aber im Blickfeld der Steuerbehörden. Im Jahre 1814 hatte Pfeifer seinen Arbeits- und Wohnsitz als Hausgenosse beim Pächter Melchior Schlenzig in der Teichstraße 6 (BK 385) und seit dem 04.09.1817 wohnte er bei der Witwe Johanne Christiane Döhlerin im Roßplan 7 (BK 504). Seine Frau Johanna Rosina starb am 15.08.1833 im Alter von 57 Jahren. Bei der Beerdigung am 18.08.1833 wird im Bezug auf seine Vermögensverhältnisse besonders vermerkt “...auf Gottesacker Abends ohne Bezahlung der Schüler”. Schließlich starb Johann Friedrich Pfeifer am 03.01.1835 an einem Brustfieber im Alter von 69 Jahren. Zu guter letzt gab es noch ein Nachspiel. Pfeifers letzte Haushälterin Johanne Sophie verw. Graichen betrieb mit den Pfeiferischen Kartenbeständen noch einen umfangreichen Handel und wurde 1837 zu einer einjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, weil man bei ihr “zwei in Holz geschnitene Kartenstempel gefunden” hatte, die man Pfeifer zurechnete. 

Quellen:  
  1) Dirf, Benno [Julius Benndorf]: “Die Spielkarte und ihre Beziehungen zu Altenburg” im Sachsen-Altenburger Geschichts- u. Hauskalender 1927, S.123
  2) Bachmann, Kurt: “Beiträge zur Geschichte der Altenburger Spielkartenindustrie” in Altenburger Heimatblätter, Beilage der Altenburger Zeitung, Nr.9, 1932, S.65
  3) Matthes, Gerd, Spielkartenstadt-Skatstadt Altenburg, E. Reinhold Verlag, 1993/ “Ein Kapitel Altenburger Geschichte –
  4) Die Spielkartenherstellung” in Der Alte, Jahresschrift des Spielkartenmuseums Altenburg, Nr.1/1997, S.7
  5) Stadtarchiv ABG  XI A2a Nr.190a, S.63
  6) Stadtarchiv ABG  XIII 16b  VIII Nr.11
  7) Stadtarchiv ABG  XIII 16b  VIII Nr.11
  8) Th.St.A. Altenburg Amtsspezifikation 1733   Landesregierung 4172
  9) Th.St.A. AGA C III Loc 1 Nr.155, S.360
  10) Th.StA. AGA C I  Loc 1, Nr.68, S.65
  11) Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.157, S.77
  12) Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.159, S.202 / Nr.160, S.3
  13) Th.StA. Kammeramt 2574
  14) Stadtarchiv ABG, Hausgenossenverzeichnis XIII 4, Nr. 3
  15) Stadtarchiv ABG, Hausgenossenverzeichnis XIII 4, Nr. 3
  16) Stadtarchiv ABG Bürgerbuch 1700-1799
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.74, S.428
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.390, S.419
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.79, S.319
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.79, S.524
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.84, S.16
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.86, S.195
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.86, S.198
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.85, S.494
  Stadtarchiv ABG XIII 4, Nr.4, S.144b
  Stadtarchiv ABG Bürgerbuch 1700-1799
  Stadtarchiv ABG XIII 4,Nr.4, S.157
  Stadtarchiv ABG, Hausgenossenverzeichnis XIII 4, Nr. 3
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.74, S.314
  Das Haus BK 131 wurde 1864 bei Anlegung der Bernhardstrasse abgebrochen.
  Th.StA. AGA C III Loc 1 Nr.87, S.257
  Suma, Wolfgang: Fünfhundert Jahre Leipziger Spielkarten, JPCS Papers Nr.2, 1994 / mein besonderer Dank an dieser Stelle gilt Frau Romy Rölicke, Leipzig.
  unzünftige Personen, welche Wolle krämpeln u. Kämme von Kardendisteln verfertigen.
  Kardendistel (Dipsacus fullonum) ... deren stachliche Blumenköpfe von Hutmachern u. Tuchbereitern zum Kardätschen u. abputzen gebraucht werden... (Pierers Universallexikon 1840)
  Stadtarchiv ABG Bürgerbuch 1700-1799
  Th.StA. Kammeramt 2574
  Stadtarchiv ABG XI A9, Nr.10 und XI A10, Nr.1
  Th.StA. Kammeramt 2574

Die Veröffentlichung des Artikels mit freundlicher Genehmigung des Altenburger Heimatforschers Gustav Wolf.

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