in der einstigen freien Bergstadt Annaberg
Es kann die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen sein. " Matth. 5,14 " Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurden im oberen Erzgebirge reiche Silberstätten entdeckt. Als Zeit der Entdeckung galt bisher allgemein das Jahr 1492, dass u. a. von Valten Hanffstengel, einem der ältesten Annaberger Chronisten, in seiner Chronik überliefert wird.
Der S. Annaberg /
hat vor Zeiten Schreckenberg geheissen; daher noch die zehen
Kreuzerer / so allhie gemünzet worden / man die
Schreckenberger nennet; wiewol deren wenig mehr gesehen werden /
sondern vor schrecken in den Tiegelgesprungen seyn. Man hat sie von
eines Engelsbildnuß / auch Engels Groschen genant.
Als Anno 1496. das Bergwerck
allhie einen
glücklichen Fortgang / und biß auffs Jahr 1500. eine
grosse Sum Gelds ertragen hatte / so ist hiedurch Herzog Georg von
Sachsen bewegt worden / eine Statt zu bawen / unnd sie / an statt
deß vorigen Nahmens Schreckenberg / S. Annaberg zu nennen.
Keyser Maximilian der Erste hat diese newe Statt im Jahr 1501. mit
schönen Freyheiten begabt / und mit Jährlichen / unnd
Wochentlichen Märckten / versehen.
Als ich im
Januar 1995 zu
Forschungsarbeiten in dem Stadtarchiv Annaberg weilte, fand ich
mehr als ich erwartet habe. Komplette Akten über Kartenmacher
aus Annaberg und Buchholz, eigentlich zwei Städte die aber
seit 1945 vereint sind. Die ersehnte KM - Innungsakte in
Annaberg weswegen ich eigentlich hier war, habe ich leider
nicht gefunden. Dafür aber eine Innungsakte aus dem Nachbarort
Buchholz vom Jahre 1694, in der sechs Kartenmacher angezeigt waren.
Einer aus der Akte ist der Kartenmacher Michael Schmidt, von dem es
noch einige Spielkarten in verschiedenen Sammlungen
gibt.
Der Ursprung des sächsischen Einfachbildes (Schwerterkarte) scheint nach den neuesten Erkenntnissen in den reichen Bergwerkstätten des Erzgebirges zu liegen. Zwei der bedeutenden Städte des Bergbaus im 16. und 17. Jahrhundert, aber auch bedeutend in der Kartenmacherei waren Annaberg und Buchholz. Schon 1514, 18 Jahre nach der Stadtgründung, lässt sich in Annaberg ein " Jorg Kartenmaler " nachweisen. So soll es auch in Annaberg laut verschiedener Niederschriften seit " 1587 " und in Buchholz seit " 1694 " eine Kartenmacher - Innung gegeben haben. In den Annaberger Akten habe ich leider noch keinen Nachweis gefunden, jedoch in Buchholz kann ich die Innung durch eine Akte belegen. Die Kartenmacher in Annaberg wohnten laut Häuserbuch alle im Stadtgebiet um die kleine und grosse Kartengasse. So auch der KM Johann Heinrich Wolfgang. Er kauft 1671 das Haus kleine Kartengasse 7.
Dieses
Haus steht
übrigens heute noch und wird im Volksmund "Kartenmacherhaus"
genannt. Der Kartenmacher Wolfgang
wird 1713 erstmals zur Leipziger
Messe erwähnt und stirbt 1723. Sein Nachfolger ist der KM
Johann Benjamin Richter der die Witwe des Verstorbenen heiratet.
Von dem genannten KM Wolfgang sind mir nun glücklicherweise
zwei Fragment bekannt mit der sich der Ursprung der Schwerterkarte
um eine enorme Zeit früher datieren lässt als bisher
bekannt. Ein Fragment stammt aus dem Museum Stockholm und umfasst
15 kolorierte Karten das zweite aus dem Annaberger Museum mit 9
Karten im Bogen unkoloriert. Die Darstellungen auf den Karten sind
gleich, jedoch von verschiedenen Holzstöcken gedruckt. Die
Karten stammen aus der Zeit um 1680 - 90. Die Art der Abbildungen
beweist, daß es sich eindeutig um eine " Schwerterkarte "
handelt, die es daher in dieser Art schon im 17. Jahrhundert
gegeben haben muss. Ich gehe mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus
das dieses Bild auch aus der erzgebirgischen Gegend kommt. Der
Bedarf an Spielkarten war in dieser Region sicher hoch. Die freien
Bergleute, brauchten viele Spielkarten für Ihre
Feierabendbeschäftigung. Anfangs wurden die benötigten
Karten sicher aus Nürnberg und Leipzig geliefert, ehe man zur
eigenen Produktion überging. Das zeigt auch die bedeutende
Anzahl an Kartenmachern bzw. sogar Kartenmacher - Innungen in
Freiberg, Annaberg und Buchholz im 17.
Jahrhundert.