© Gerd Matthes 1995

 SPIELKARTENSTADT  ALTENBURG
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1. Spielkarten Ersterwähnung
So alt die Menschheit ist so alt ist auch ihr Spieltrieb. Uralt sind die Kegel, Würfel und das Schachspiel. Jedoch das Kartenspiel kennen wir erst seit 7 Jahrhunderten ohne eigentlich zu wissen woher es stammt. Vermutlich aus dem Orient. Persien, Indien oder China werden als Heimat des Kartenspieles vermutet. In Europa taucht das Kartenspiel erstmals nachweisbar in Florenz des Jahres 1377 auf. Nicht einmal 200 Jahre danach hat das damals ca. 2500 Einwohner zählende Altenburg seinen eigenen Kartenmacher. Es ist Merten Hockendorff, er wird in den Ratsakten
für das Jahr 1543 genannt, und steht am Beginn einer Kartenmacherfamilie HECKENDORFF, HAUKENDORFF und HEUCKENDORFF, die in den vorhandenen Archivunterlagen mit unterschiedlicher Schreibweise nachweisbar sind.
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2. Historie der Altenburger Kartenmacher (KM = Spielkartenhersteller)
1509
Im Altenburger Spielkartenmuseum sind einige Karten vom Kartenmacher Heckendorff erhalten.
1542
Wird ein KM Namens Christoff Heckendorf erwähnt. Er wohnt in der Altenburger Vorstadt Pauritz.
1564
Wird der KM Merten Heuckendorff aus Dresden Altenburger Bürger.
1625
Der Altenburger KM Michael Heckendorff wird zur Neujahrsmesse in Leipzig belangt weil er sich unterstand Karten zu verkaufen die auch die Leipziger Kartenmacher verkauften.
(Sie sehen also: - Wettbewerbsverträngung ist keine Erfindung der Marktwirtschaft -).
1675
Stirbt der letzte der Kartenmacher der Familie, der Calendrist und Kartenmacher Michael Heckendorf.
1731
Bekommt der Kartenmacher Christian Hofmann aus Leipzig sein Privileg Spielkarten in Altenburg zu fertigen.
1800
Ist ein Kartenmacher Johann Friedrich Pfeiffer bekannt. Dieser muß wohl nebenbei ein großer Spielergewesen sein. Denn er wurde mehrmals wegen des " Verbotenen Spieles " (verml. das beliebte GlücksspielPharao) bestraft.
1832
Erhalten die Gebrüder Bechstein ihre Konzession zur Spielkartenherstellung.
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1850
Mit dem Kauf einer neuen Dampf- und Druckmaschine endet die Zeit der Kartenmacher.
Die Spielkartenfabrikation wird zum Industriezweig.
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3. Altenburger Spielkartenfabrik Historie
Am 16. November 1832 erhielten die Brüder Bernhard und Otto Bechstein die Erlaubnis deutsche und französische Spielkarten herzustellen. Sie arbeiteten viele Jahre mit viel Fleiß jedoch ohne Gewinn. Das Geschäft verdarben durchreisende Händler aus Weimar , Leipzig und Dresden. Sogar Semmelweiber verkauften nebenbei Spielkarten.
( interessantes Produkt ) Im Jahre 1836 bitten deshalb die Bechstein's den Verkauf sog. fremder Karten zu verbieten. Endlich 1840 wird der erste Gewinn erzielt. Das war der Durchbruch. Die Firma war bekannt für gute und preiswerte Ware. 1874 verkaufen die Brüder die Fabrik an den Kaufmann Theodor Gutmann u. Artur Pleißner. Diese beiden Herren wandeln die Fabrik im Jahre 1886 in eine Aktiengesellschaft um. 1892-1897 ist die Fabrik noch einmal im Privatbesitz eines Herrn Carl Schneider. Bevor sie dann im Jahre 1897 von der Vereinigten Stralsunder Spielkartenfabrik AG aufgekauft wurde. Von nun ab bis 1931 firmiert die Firma unter den Namen "VEREINIGTE STRALSUNDER SPIELKARTENFABRIK AG Abt. ALTENBURG vormals SCHNEIDER & CO." 1931 wird die Fabrik in Stralsund geschlossen und der Firmensitz in das zentraler gelegene Altenburg verlegt. Von nun an bis 1945 lautet der Firmenname " VEREINIGTE ALTENBURG UND STRALSUNDER SPIELKARTENFABRIKEN AG "
Nach erfolgter Löschung der AG im Jahre 1947 aus dem Handelsregister der Stadt wurde die Spielkartenherstellung in Altenburg durch einen staatlichen Betrieb unter den Namen " Altenburger Spielkartenfabrik " weitergeführt und somit die Tradition der Spielkartenherstellung bis Heute erhalten.
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4. Spielkartenmuseum "Die Skatheimat"
Nachdem 1918 Herzog Ernst II von Sachsen - Altenburg abgedankt hatte, dachte man schon früh daran, in dem Altenburger Schloß ein Museum der Regionalgeschichte einzurichten. Hierbei wurden auch Industrie und Gewerbe angesprochen, historische und landeskundliche Zeugnisse beizusteuern. Auf Initiative von Julius Benndorf, als Benno Dirf seit 1901 Herausgeber des Altenburger Skatkalenders und von 1926 bis 1943 leitender Redakteur der Monatszeitschrift " Der Alte ", entstand in Zusammenarbeit mit der Altenburger Spielkartenfabrik das Teilmuseum
" SKATHEIMAT ". Herr Carl Schneider , seit dreißig Jahren Direktor der Altenburger Spielkartenfabrik, übergab im Namen der Firma Spielkarten, Druckformen und Werkzeuge des Kartenmacherhandwerkes, die den Grundstock der Sammlung bildeten. Julius Benndorf wurde der erste Direktor des kleinen Museums. Die Ausgestaltung wurde durch Otto Pech, genannt " PIX ", vorgenommen. Die Sammlung wurde ständig erweitert und zählte bei Ausgang des Krieges ca. 6000 Exponate. Im Zuge der Demontage der Altenburger Spielkartenfabrik 1946 wurden auch alle Bestände des kulturhistorisch wertvollen Spielkartenmuseums mit in die Sowjetunion gebracht. Sie gelten seit dem als verschollen. Seit 1950 bis heute ist wieder eine beachtliche Sammlung Spielkarten aus alter und neuer Zeit zu besichtigen.
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5. Skatbrunnen und sein Stifter       .(c) Gerd Matthes
Der Apotheker Albert Steudemann, zeit seines Lebens ein leidenschaftlicher Skatspieler, hinterließ seiner Vaterstadt die Summe von 15000 Goldmark. Dafür sollte eine Monumentalbrunnen, welcher das in derselben Stadt entstandene Skatspiel verherrlicht, errichtet werden. Nach einen Preisausschreiben entschied man sich für den Entwurf des Münchner Künstlers Ernst Pfeifer. Die Einweihung des Skatbrunnens fand zusammen mit dem 6. Deutschen Skatkongreß am 09. September 1903 statt. Seit 1993, dem 90 jährigen Jubiläums der Errichtung, findet jedes Jahr das traditionelle " Altenburger Skatbrunnenfest " am Brühl statt.

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